Circus Strikes Back
Befeuert durch die Pandemie, verschiebt sich Konsum zunehmend in den digitalen Raum. Genau hier setzte ich an, indem ich eines der meist konsumierten Medien - Film - zur Inszenierung des zeitgenössischen Zirkus nutze. Mit meinem Projekt Circus Strikes Back möchte ich Zirkus mit alltäglichen Gegebenheiten - also Themen, die junge Menschen unmittelbar betreffen können - in jeweils acht- bis zehnminütigen Videos, filmisch inszenieren.
Durch die Synthese von Zirkus und Film entwickle ich einen neuen Ansatz, auf das Sujet "zeitgenössischer Zirkus" neugierig zu machen. Seit Netflix und Co reicht es eben nicht mehr aus, drei Kameras auf ein Stativ zu stellen und die Bühne abzufilmen.
Ich nutze Film also nicht lediglich als Übertragungsmittel, sondern erreiche mein junges Publikum durch die qualitativ hochwertige Synthese filmischer Mittel mit der künstlerischen Ausdrucksform des zeitgenössischen Zirkus.
Als Digital Native weiß ich genau, wie man junges Publikum erreicht, Zirkus cool macht.
"Zero Two One" ist ein erstes Pilotprojekt mit dem ich 2020 die Verbindung von Elementen des zeitgenössischen Zirkus (hier Jonglage, Zauberei) und filmischen Stilmitteln erprobt habe.
Im nächsten Schritt werde ich diese Idee weiter entwickeln und Zirkus im alltäglichen Kontext setzten und hochwertig produzieren.
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Zirkus? unbedingt!
Es scheint heute unvorstellbar, dass vor kaum 150 Jahren Zirkuskünstler-*innen die Weltstars ihrer Zeit waren. Wer 1867 in Manchester lebte, hat sich ca. 348 Zirkusvorstellungen im Jahr ansehen können. Doch was ist passiert, dass eine Kunstform, die vor nicht all zu langer Zeit noch sehr präsent war, heute nur noch so wenig rezipiert wird? Warum verbinden viele Menschen Zirkus immer noch mit dem Akrobaten im Glitzerkostüm?
Nachdem die Gebrüder Sladanowsky 1895 das erste bewegte Bildmaterial in einem Kurzfilm öffentlich präsentierten, wurde Kino schnell populär und zog die Menschen in Scharen an.
Filmlegenden wie Buster Keaton und Charlie Chaplin wurden noch stark durch den Zirkus inspiriert, jedoch verdrängte das Kino zunehmend die Zirkuskunst. Auch wenn Zirkus heute wieder an Präsenz gewinnt, bedient er sich weiterhin veralteter Klischees, wie zum Beispiel Pferden in der Manege. Im 19ten Jahrhundert lebten über 150.000 Pferde in New York. Die Tiere waren Teil der Gesellschaft, so war es naheliegend, diese auch in den damals weit verbreiteten Zirkusvorstellungen zu präsentieren. Damals wusste eben jeder, wie schwierig es ist, ein Pferd zu dressieren - Zirkus inszenierte also alltägliches neu.
Heutzutage haben viele Menschen jedoch keinen unmittelbaren Bezug mehr zu einem derartigen Geschehen in der Manege, das Interesse nimmt zwangsläufig ab.
Zeitgenössischer Zirkus ist jedoch so viel mehr! Er öffnet sich unserer modernen Welt, erfasst alltägliche Situationen und bespielt den abstrakt-en Raum. Zeitgenössischer Zirkus nutzt die Möglichkeit, sowohl ver-schiedene künstlerische Disziplinen in den Vordergrund zu stellen, als sich auch fokussiert mit nur einem Objekt zu befassen. Er erlaubt beispiels-weise die Verbindung von Zauberei und Jonglage, oder zieht lediglich mit nur einem Gegenstand, wie zum Beispiel einem Sandsack das Publikum in seinen Bann.
Daraus entsteht, ähnlich wie beim zeitgenössischen Tanz, eine enorme Ausdrucksvielfalt. In hohem Tempo werden neue Möglichkeiten entdeckt, Zirkus auf andere Weise zu interpretieren; zeitgenössischer Zirkus hört nie auf zu überraschen. Die Vielfalt der zeitgenössischen Zirkuskunst ist die Grundlage von Circus Strikes Back.
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Film? aber ja!
Durch die Pandemie hat sich ein großer Teil der Darstellenden Kunst in den digitalen Raum verlagert. Seit dem ersten Lockdown werden viele Theater- und auch Zirkusaufführungen „abgefilmt“ und online gestellt. Die Kameras erfüllen dabei meist den Zweck, das Geschehen lediglich einzufangen. Im Vergleich zum unmittelbaren realen Erleben einer Vorführung, werden die Zuschauer*innen von einer solchen Darbietung weniger gefesselt. Genau an diesem Punkt will ich ich ansetzen: Film-schaffende sind ja Experten darin, das Publikum zu begeistern und nachhaltig zu bewegen, auch während es vor einem zweidimensionalen Bildschirm sitzt. Neben meinem Know How mache ich mir Werkzeuge und Stilmittel von Filmemacher*innen zur Inszenierung des zeitgenössischen Zirkus zunutze
Mit Circus Strikes Back möchte ich durch die Integration filmischer Mittel den zeitgenössischen Zirkus so interessant machen, dass Menschen erreicht werden, die bislang noch nicht mit dieser neuen Kunstform in Berührung kamen.
Durch das Medium Film hole ich die Zielgruppe im Rahmen eines vertrauten und gern konsumierten Formats ab. Gerade bei der Ziel-gruppe der jüngeren Generation ist deutlich, dass es aufgrund ihrer Seh-gewohnheiten nicht ausreicht, ein Theaterstück oder eine Zirkus-vorführung konventionell zu inszenieren. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, setzt mein Arbeitsprozess wie bei einer Filmproduktion vor-aus, jede Szene bis ins Detail zu durchdenken.
Als ich mit 16 Jahren den Tanzfilm Step Up gesehen habe, war ich euphorisiert von Tanz. Ich wollte unbedingt auch so „cool“ tanzen können und besuchte bald darauf meinen ersten Tanzkurs.
Bei einem Film überträgt sich stets die Energie des Inhalts auf das Publikum. Diese Energie besteht aus Emotionen wie Angst, Lust oder Trauer, aber auch aus konkreteren Bedürfnissen. Beispielsweise kann ein Film, bei dem das Essen besonders appetitlich inszeniert wird, die eigene Lust auf leckere Speisen anregen. Mit diesem Phänomenen will ich das Publikum nachhaltig inspirieren.
Warum nicht so die Brücke zum Zirkus schlagen?
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